GESCHICHTE

Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.

Errichtung des neuen Tageszentrums und Nachtquartiers

Nur den Kindern, welche gewillt waren täglich die Schule zu besuchen, wurde erlaubt im Kinderheim in der zweiten Etage der Kirche zu leben. Die Arbeit des Tageszentrums für die Straßenkinder fand hauptsächlich in dem Flur vor dem Haupteingang der Kirche statt, wo den Kindern warme Mahlzeiten gereicht wurden und ein Dusch- sowie Toilettenraum errichtet wurde, sodass die Kinder sich waschen konnten. Jedes Mal, wenn das Tageszentrum öffnete, kamen 10-15 Kinder, aber ihnen unter diesen Bedingungen zu helfen, war sehr herausfordernd.

Die Peeteli-Kirche hat einen ca. 400 m² großen Keller, aber dieser war in einem sehr schlechten Zustand und seit die Drainage des Gebäudes leckte, sammelte sich oft Wasser auf dessen Fußboden.

Wir beteten, dass wir ein Tageszentrum und eine Unterkunft für die Kinder im Keller errichten könnten. Mehrere Konstruktionsexperten sahen sich den Ort an und entschieden, dass es nicht möglich wäre, Räume für die Hilfe für Kinder im Keller zu errichten. Wir setzten all unsere Hoffnung auf Gott. 1999, mit Hilfe der Spenden unserer Freunde und Unterstützer, bauten wir ein Entwässerungs- und Kanalisationssystem um die Kirche, welches das Eindringen von Wasser verhinderte, sodass die im Keller lebenden Jungen mit dem Ausheben des Bodens beginnen konnten.

Der Zustand der anderen Räumlichkeiten der Kirche war ebenfalls ziemlich schlecht. Die Wände des Kirchensaals und der Gänge waren zu Sowjetzeiten mit dunkelgrüner und grauer Ölfarbe übermalt wurden, das Heizsystem funktionierte nicht und das gesamte Gebäude war feucht. Um mit den Renovierungsarbeiten zu beginnen, mussten die alte Ölfarbe und der lose Putz von Hand entfernt werden. Diese Arbeit war sehr zeitaufwendig und wurde von den Jungen, die im Keller lebten, verrichtet. Als Werkzeuge benutzten sie geschärfte Spachtelmesser, Schraubenzieher und Äxte.

Alle diese Aufgaben waren körperlich sehr fordernd und anstrengend. Dennoch wollten sie diese erfüllen und es veränderte ihre Weltsicht sehr. Für ihre Arbeit konnten sie in der Kirche leben und erhielten warme Mahlzeiten und Kleidung. Schritt für Schritt begannen sie zu verstehen, dass es möglich ist, das Leben ohne Diebstahl und Betrug zu meistern. Avo Üprus sagte später einmal, dass diese Jungs die Kirche nicht nur als Gebäude errichtet haben, sondern auch in ihren Herzen. Sie erbauten auch ein Zuhause für die Kinder, aber ob es jemals fertiggestellt werden würde, wussten weder sie noch wir.

Von 1998 bis 2000 öffneten die Straßenjungen, die im Keller der Peeteli-Kirche lebten, die Kirchenfenster, rissen die Zwischenwände ein, die das Filmstudio errichtet hatte, entfernten ca. 400 m² sowjetischen Betonboden und hoben den Boden 60 cm tief aus. Innerhalb von drei Jahren entfernten sie ca. 350 m² alte Ölfarbe von den Wänden der Kirche und luden ca. 230 m³ Bauabfall in Müllcontainer. Die älteren Jungen setzten ihre schulische Ausbildung nicht fort, aber sie leisteten einen signifikanten Beitrag zur Renovierung der Peeteli-Kirche.

Im Juli 2000 unterschrieben wir einen Vertrag mit einer Baufirma, um den gesamten Keller zu renovieren. Das anfängliche Budget für die Bauarbeiten betrag 1,8 Millionen estnische Kronen. Das Bauunternehmen brauchte 10% als Anzahlung, also 180.000 estnische Kronen, damit wir den Vertrag unterschreiben können. Als wir begannen das Geld zu zählen, stellte sich heraus, dass die Förderer der Kinder genau dieses Geld hatten, aber im Moment nicht mehr.

Wir beteten und setzten alle unsere Hoffnungen auf Gott, unterschrieben den Vertrag und erzählten Freunden und Unterstützern davon. Die Unterstützer, die den Kindern schon in der Vergangenheit geholfen hatten, begannen Spenden zu schicken und Gottes gute Engel sandten Privatpersonen, Organisationen und Firmen, die uns ihre Hilfe anboten.

Die Spenden kamen aus zwölf verschiedenen Ländern (Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Kanada, den USA, Neuseeland, Großbritannien und Estland) und zehn Monate später waren die Renovierungsarbeiten fertiggestellt. Das neue Tageszentrum und das Nachtquartier wurden am ersten April 2001 eröffnet und der Bischof Einar Soone der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche segnete die Arbeit. Gottes Segen und Gnade waren sehr groß.

Die Renovierung des Kellers, der Austausch des Entwässerungs- und Kanalisationssystems eingeschlossen, kostete im gesamten 3,1 Millionen estnische Kronen und zu der Zeit, als die Räume eröffnet wurden, war der gesamte Betrag bereits bezahlt.

Die Kelleretage hat drei Schlafzimmer, die Räume des Tageszentrums, Toiletten und einen Duschraum, eine Waschmaschine, eine moderne Küche und die Lernküche der Kinder. Die Kinder haben außerdem ein kleines Klassenzimmer, wo sie Hausaufgaben und Bastelarbeiten machen können.

Das Sozialzentrum der Peeteli-Kirche e.V. wurde am ersten Januar 2000 gegründet. Die Gründer waren die Evangelisch-Lutherische Peeteli-Kirche in Tallinn, die NGO Social Rehabilitation Center, die NGO Victim Support Association „Victim Support“ und das Strafjustizzentrum der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche.