„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“
Matthäus 7,12
Obwohl unsere lieben Freunde und Unterstützer uns die Mittel boten, ein Haus in Tallinn zu mieten, um ein Kinderheim zu eröffnen, war niemand bereit uns zu diesen Zwecken ein Haus zu vermieten. Im Herbst 1998 fassten der Pfarrer der Gemeinde sowie der Kirchenvorstand und die Unterstützer der Kinder einen Entschluss. Der einzige Weg, den Kindern zu helfen bestand darin, ihnen eine Unterkunft in Peeteli anzubieten. Dies war nun möglich, da die Toiletten und Duschräume des Gebäudes vor kurzem fertiggestellt wurden, sodass die Kinder eine Möglichkeit hatten sich zu waschen.
Ab Ende 1998 boten wir den Kindern an, dass jeder, der bereit war jeden Tag in die Schule zu gehen und mit Alkohol- und Drogenkonsum, Rauchen und Klebstoffschnüffeln aufzuhören, in der Kirche leben könnte. Auch Prügeleien und Fluchen waren verboten. Nach der Schule mussten sie nach Hause kommen, um zu lernen und abends sollten sie um acht Uhr zu Hause sein. Für die Kinder, welche zuvor jahrelang auf der Straße nach ihren eigenen Regeln gelebt hatten, war dies keine leichte Entscheidung. Im Januar 1999 kamen dann zwei Mädchen, welche sagten, sie wären bereit dazu. Seitdem bietet das Sozialzentrum der Peeteli-Kirche rund um die Uhr Unterstützung für Kinder an.
Die Zahl der Kinder, welche in der Kirche leben wollten, nahm ständig zu und im Herbst wurden die Räume zu klein. Der einzige Ort, an dem mehr Wohnräume hinzugefügt werden konnten, war die Empore der Kirche, wo sich früher die Orgel befand und die in der Sowjetzeit verschlossen worden war. Im Oktober 1999 wurden zwei neue Schlafzimmer, eine Toilette und Duschräume dort fertiggestellt und am Ende des Jahres lebten zwölf Kinder in Peeteli.